Sachbuch. Verlag Deuticke, Wien 2008, 331 Seiten, € 20,50
Der ausbeuterische Kapitalismus krankt, was aktuell an globalen Rohstoff-/Energie- oder Immobilienkrisen klar erkennbar ist. Die Tatsache, dass immer mehr Menschen unter den Negativfolgen des Neoliberalismus leiden, wird vielerorts erwähnt. Christian Felber liefert mit seinem neuen Buch – fortsetzend zu seinen „50 Vorschlägen für eine gerechtere Welt“ – Inspiration zum Wertewandel. In neun Kapiteln werden folgende Themen diskutiert: Freiheit, Erfolg, Wettbewerb, Leistung – laut Felber jene Werte, die durch die neoliberale Logik falsch interpretiert werden. Wettbewerbsfähigkeit, Chancengleichheit, Eigen- bzw. soziale Verantwortung und ökologische Ethik stellen weitere Aspekte dar.
Abschließend präsentiert der Autor wirtschaftsorientierte Alternativen. Diese reichen von Demokratiesteigerung durch Mitbestimmung bis zur globalen Regulation des (Finanz-)Kapitals und Einkommensobergrenzen. Der Wertewandel muss sich jedoch gesamtgesellschaftlich bei Unternehmen, Regierungen und KonsumentInnen gleichermaßen vollziehen. Staaten müssen dafür sorgen, dass gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die einerseits egoistisches und ausbeuterisches Handeln sanktionieren und andererseits Solidarität fördern.
Die derzeitige Wirtschaftspolitik der EU (u.a. Lissabon-Ziel, Wettbewerbs- und Standortsicherungsstrategien) wird vom Autor äußerst scharf kritisiert, ebenso die Tatsache, dass Unternehmen Risiken und Verantwortung bedenkenlos an Zulieferbetriebe oder KonsumentInnen abwälzen dürfen. Kooperation statt Wettbewerb, kollektives Handeln statt egoistischem Individualismus und Freiheit durch Selbstbestimmung und Eigenverantwortung sind die wichtigsten Leitgedanken von Felber, die einen wahren Wertewandel einläuten könnten. Das angestrebte Ziel sollte eine Gesellschaft sein, die entsprechend einer Orientierung am Gemeinwohl agiert – statt wie derzeit am Profit –, um somit eine gerechtere Verteilung zu gewährleisten.
Positiv zu erwähnen sind die zusammenfassenden Thesen nach jedem Kapitel, die der Leserschaft einen guten Überblick liefern. Der Einbezug wichtiger kritischer DenkerInnen und Literaturtipps zur Vertiefung sind ebenfalls hilfreich. Eine Straffung bei den inhaltlichen Wiederholungen wäre hingegen wünschenswert gewesen.